![]() |
Aitutaki (Cook Inseln) |
Diese eine Frage brennt mir schon lange unter den Nägeln. Jetzt endlich kann ich sie mitsamt der Bilder veröffentlichen. Doch bevor ich dazu komme, lese ich eine Passage in einem Buch, die mich zunächst auf einen anderen Gedanken bringt. Ich nenne ihn einfach mal den „Couch-Gedanken“.
![]() |
Auckland |
“Der Flashback schleicht sich an wie ein Niesen. Ich spüre, wie es in meinem Kopf anfängt wie in einem Bienenstock zu vibrieren. Der Boden unter mir wird weich wie Watte und es scheint, als würde ich in ihm versinken. Alles um mich herum verschwimmt, ich bekomme einen Tunnelblick und bin nicht mehr in der Lage, Dinge wirklich an zu visieren.“
![]() |
Dubai |
Diese Worte stammen nicht von mir. Aber sie geben das wieder, was ich oft erlebe, wenn ich auf der Couch sitze und nachdenke. Plötzlich kehre ich zurück in die Vergangenheit und versuche tief in mir zu forschen, warum ich etwas getan habe. Oder warum ich etwas nicht getan habe.
![]() |
Peking |
Es wäre nicht angebracht, die Erfahrungen der Autorin der oberen Zeilen mit meinen Erlebnissen zu vergleichen. Daniela Matijevic ist eine Bekannte von mir aus Osnabrück. In ihrem jüngst erschienenen Buch „Mit der Hölle hätte ich leben können“ berichtet sie über ihre traumatischen Erfahrungen als Sanitätssoldatin während ihres Einsatzes im Kosovo. Ein mutiger Schritt. Denn ich weiß, es gefällt nicht jedem in der Truppe, was sie in ihrem Buch deutlich zur Sprache bringt.
![]() |
Washington D.C. |
Und genau dessen bin ich mir auch bewusst, denke ich mir als ich ihre Zeilen durchlese. Mir ist bewusst, dass nicht jeder Verständnis für meine Offenheit in diesem Blog zeigt. Die Skepsis begegnet mir vielerorts. Bei der Familie, bei Freunden, bei anderen Bloglesern. Ich habe mich schon oft gefragt, ob es Sinn macht, mein Privat- bzw. Projektleben hier im Detail zu skizzieren. Und wenn ja, wie tief sollte ich dabei ins Detail gehen? Nun, würde ich andernorts auf der „berühmten“ Couch liegen, wäre die Erwartungshaltung bei meinem Zuhörer ganz anders. Er erwartet den Seelen-Striptease von mir. Zu Recht – um eine Basis für die psychologische Hilfe zu finden.
![]() |
Johannesburg |
Hier ist das etwas anders. Hier geht es weniger um die Psyche des Bloggers oder der Leser. Ich entscheide selbst, was ich von mir preisgeben möchte und was nicht. Die Latte ist bei mir dabei nicht besonders hoch gesteckt. Erst recht, wenn ich mir die Entwicklung im Internet anschaue.
Stichwort: Facebook. Hält man sich darüber hinaus die Tatsache vor Augen, dass der “gläserne Bürger” auch bereits von Staatswegen kein “Gerücht” mehr ist, hilft es einem bei der Entscheidung. Mir zumindest. Dann bin ich halt der “gläserne” Daniel und trage noch selbst dazu bei. (Mein extrovertiertes Ego springt gerade vor Freude in mir auf!)
![]() |
New York City (Manhattan) |
Und Geheimnisse kann ich ja immer noch wahren. Im Grunde gibt es lediglich ein Tabu, das ich hier im Blog und auch an anderer Stelle nicht brechen möchte: Mitmenschen zu diskreditieren.
Nun fragt ihr euch, warum erzählt er uns das jetzt!? Weil es elementarer Bestandteil meiner Gedankenwelt „auf der Couch“ ist.
![]() |
Tansania |
Wenn ich eines auf der Projektreise gelernt habe, dann ist es die Tatsache, dass bei offenen und ehrlichen Gesprächen die Couch zumindest eine wichtige Nebenrolle spielt. Beweis dafür sind meine unzähligen Gespräche mit zum Teil wildfremden Menschen in aller Herren Länder. Wir kannten uns meist nur wenige Stunden. Doch die „Talks“ auf der Couch nahmen fast immer Ausmaße an, die in ihrer Offenheit und Ehrlichkeit an Konversationen mit sehr vertrauten Menschen erinnern. Etwa mit dem Lebenspartner. Oder dem besten Freund. Teilweise wurden intime Dinge angesprochen. In einem Fall flossen bei einem Gastgeber sogar die Tränen. So etwas passiert dir nicht mit Fremden an der Verkaufstheke in der Bäckerei oder im Kinosaal (selbst bei Popcorn und Cola). Zumindest tendiert die Wahrscheinlichkeit dafür gen Null.
![]() |
Los Angeles |
Seitdem ich diese Erfahrungen machen durfte, bin ich überzeugt: Die Couch hat für mich – nicht nur wegen der Projektreise – eine tiefgreifendere Bedeutung. Sie ist nicht nur eine Sitz- oder Schlafgelegenheit. Sie ist DIE Plattform für offene Gespräche. Und nur durch Offenheit schafft man Vertrauen und Nähe. Um nun nicht zu philosophisch zu werden, versuche ich es in Bezug auf meine Person auf den Punkt zu bringen: Ich möchte gerne diese Nähe und das Vertrauen zu jenen Menschen aufbauen, mit denen ich auf der Couch ins Gespräch komme. Und das gelingt! Natürlich muss jeder für sich selbst dafür Sorge tragen dieses Vertrauen nicht zu missbrauchen.
Letztlich dient dieses Vorgehen aber einer automatisierten Selektion von Mitstreitern. Getreu dem Motto: „So bin ich! Wer mich so nicht leiden kann, muss mich meiden!“
![]() |
Hongkong |
Umso mehr ich darüber nachdenke, kommt ein Wunsch in mir auf: Am 2. Dezember habe ich ein Gespräch mit meinem potentiellen neuen Arbeitgeber. Nein, ich werde ihm nun nicht eine Verhandlung auf dem Sofa vorschlagen. Aber es wäre eine Idee, eine Couch im Büro aufzustellen. Oder auch mehrere (Ihr seht, mit dem Job sieht das schon ganz gut aus. Fehlt nur noch der “Otto” auf dem Arbeitsvertrag). Nur so ein Gedanke.
![]() |
Sydney |
Wobei wir auch beim eigentlichen Anlass sind, warum ich diesen Eintrag verfassen wollte. Da habe ich mal wieder um den „heißen Brei“ herum geredet. Schon vor einem Jahr wollte ich diese eine Frage hier stellen. Und ob ihr es glaubt oder nicht, bisher habe ich es vermieden, im nahezu unendlichen Reich der Begriffe im Internet nach der Lösung zu suchen. Ich habe mal eine Auswahl an Fotos von meinen Couchen auf der Reise herausgesucht und hier geposted. Oder heißt es „Couchs“ oder „Couches“ oder gar (an die Mehrzahl von Espresso angelehnt) „Couchi“??? Solange ich mir da noch nicht sicher bin, muss ich wohl auf den Begriff „Sofas“ zurückgreifen. Oder müsste es sogar richtigerweise „Sofi“ heißen? Wer weiß…
Lieben Gruß von meiner „Sitzgelegenheit“,
Daniel